Grenz-Festung Brest-Litowsk.
Hier kann man - wenn man will - lernen, wie man Mythen meisterhaft kreiert, inszeniert und instrumentalisiert.
Nach dem Überfall der Wehrmacht Juni `41 haben hier eine Handvoll russischer Soldaten noch mehr als einen Monat lang gekämpft;
die Front war schon viele Hundert Kilometer weiter nach Osten gerückt...
Heute spricht man in Russland von "Heldenfestung".

Die Größe des Bus-Parkplatzes ist gigantisch.

Dieser Klotz stand mal auf der CNN-Liste der zehn hässlichsten Denkmäler der Welt.

Danach war natürlich eine Entschuldigung fällig.

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Die Autobahn über endlos flaches Land gehört mir fast allein.
Nur selten sind ein paar Hausdächer zwischen Wäldern und Feldern zu sehen.
Die Welt schläft den Sonntag-Vormittag-Schlaf.

Hin und wieder rauscht ein BMW- oder Mercedes- SUV mit russischem Kennzeichen an mir vorbei.
Einmal versuche ich, an so einem Hochglanz-Geschoss dranzubleiben.
Bei 180 gebe ich auf und lass mich wieder auf die erlaubten 120 zurückfallen.
...
Mein nächstes Ziel ist ein UNESCO-geadeltes Renaissance- und Barockschloss aus der polnisch-litauischen Herrschaftszeit.

 

Die Händlerinnen auf dem Parkplatz bieten mir scherzend und lachend ihre Souveniere an.
„ Für deine Mutter. Oder deine Frau. Oder deine Geliebte.“
Eine will wissen, wohin meine Reise noch geht.
„Nach Russland? Ganz allein?
Das kannst du nicht machen! Da gibt es viel zu viele Verbrecher! Bleib lieber in Weißrussland!“
Und sie schwärmt von weiteren Schlössern und Kirchen in der Nähe, die ich mir unbedingt anschauen soll.
Zum Abschied schenkt sie mir ein von Hand auf Birkenrinde gemaltes Bildchen mit Kühlschrankmagnet
und weigert sich beharrlich, Geld dafür zu nehmen.

Schade – ich habe nicht daran gedacht, irgendetwas einzupacken, was als Gegengeschenk taugt.
Als ich auf der AT vom Parkplatz rolle, winken wir uns herzlich zu.