Mein nächstes Ziel ist ein Marmorbruch, der über zwei Jahrhunderte den Stein für das Venedig des Nordens geliefert hat.
Hier könnte ich mit gemietetem Ruderboot durch unterirdische Hallen schippern, als Fliegender Fuchs über den See schweben oder Bungee-Jumping betreiben.

Ich stöbere lieber in alten Steinschutt-Halden und suche nach besonders schönen Stücken farbigen Marmors.
Später werde ich sie sicher in den Sturzbügel-Taschen verstauen.

Die Souveniere aus Marmor sind schick.
Na ja.
Vielleicht sind sie auch aus Plastik.

 

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Tief in den Wäldern östlich des Ladoga-Sees soll es ein Dorf geben,
welches sich den ursprünglichen Charme aus einer Zeit bewahrt haben soll, als es seinen finnischen Namen noch zu recht trug.
Kinerma.

Von Vidlitsa aus führt eine Straße dorthin.

Jetzt frohlocke ich, dass ich mit Heidenau beschuht bin.
Heißa, was für ein Spaß! Im Rückspiegel sehe ich den Dreck fliegen.
Streckenweise ragen große Steine aus ziemlich tiefem Sand.
Hier wird das schnelle Fahren richtig anspruchsvoll .
Ich genieße es!

Die vielen Holzbrücken sind nicht immer in bestem Zustand.

Immerhin sind die Löcher, durch die ich unter mir das schwarze Wasser gurgeln sehe, eindeutig und international gekennzeichnet.
Auch das 4-Tonnen-Schild stärkt mein Vertrauen.

Nach 20km fange ich an, mich nach Asphalt zu sehnen.

Nach 30km atme ich auf: Ein schmales asphaltiertes Band zeigt sich vor mir.

Für ca. 3km.

Dann wieder Sand, Schotter, Steine.
Wald.
Wald.

Noch mehr Wald.

Nach 50km: Kinerma.

Die Zivilisation hat mich wieder.

Sechs, vielleicht acht Holzhäuschen.
Eine Kirche.
Ein paar gegen Wildtiere eingezäunte Gemüsegärtchen.

Der sehr rustikale Kinderspielplatz erinnert mich an meine Kindheit,
als noch kein TÜV die Erfahrung verhindert hat,
dass Unvorsichtigkeit schmerzhaft sein kann.

Kein Mensch weit und breit.
Wahrscheinlich werden an Wochenenden hier russische Großstadt- Nostalgiker nach dem Pilze-Finden die klassische finnisch-russische Sauna zelebrieren.
Heute, am trüben frühen Dienstagnachmittag, ist hier nix los.