Beim Weiterfahren Richtung Minsk denke ich daran, dass das heute schon die zweite Warnung vor Russland und seinen Kriminellen war.
Die erste hat mir mit fast den gleichen Worten ein junger Russe mit auf den Weg gegeben,
der mit seinem Auto zeitgleich mit mir die Grenze passiert hatte.
In einigen Stunden werde ich in Minsk sein, der Metropole der letzten Europäischen Diktatur aus kommunistischen Zeiten.
Was das bedeutet, kenn ich ja gut aus meinem Leben als DDR-Bürger,
und so mache ich mich auf eine öde Stadt im Einheitsgrau gefasst.
Mir fällt auch wieder ein, was ich letztlich erst im Internet über das Lebensgefühl der weißrussischen Jugend gelesen habe:
Konservativ bis zur Verstocktheit.
Wer hier als Punk herumlaufe riskiere, verprügelt zu werden...
Die Vorstadt- Silhouette der Beton- Wohnsilos bestätigt meine Erwartungen.
So ziemlich.
Oder fast.
Gar nicht.
Kein Dreck am Straßenrand.
Keine windschiefen Laternenmasten oder Vorgartenzäune.
Keine vom Rost abblätternde Farbe.
Dafür gepflegte Straßen mit Oberleitungsbussen und sehr entspannten Autofahrern,
sommerlich bunt gekleidete Passanten zwischen Blumenrabatten, mobile Eisverkäufer an den Haltestellen, Straßencafes….
Ich glaub, ich gönne mir eine Cola.
Das dachte ich mir:
Im Herzen der Stadt vor dem „Palast der Republik“ lässt sich keiner
der knapp 2 Millionen Minsker blicken.
Aber knapp 200m weiter in einem Park am Ufer der Swislach sehe ich beim Vorbeifahren einen Menschenauflauf.
Ich wende, suche einen Parkplatz, schließe Helm und Jacke an und gelange durch ein großes barockartiges Portal in den Park.
Aus kühlschrankgroßen Boxen kullert Hip-Hop in die Menge, begleitet von der anheizenden Stimme eines Mannes, dessen Worte ich nicht verstehen kann.
Im Schatten warten Uniformierte. Worauf?
Ich dränge mich durch bis zur „Bühne“.
Und staune.
Footwork, Freezes, Powermoves in Vollendung.
Einer nach dem Anderen lösen sich die Tänzer ab.
Am Ende wird der Sieger gekürt. Das Publikum johlt und klatscht.
Moderator, Bühne und Boxen verschwinden blitzschnell, als sich 50m weiter ein LKW mit Wasserkanone in Stellung bringt.